Tattoo mit Geschichte: Tattoostile und was dahinter steckt
Jedes Tattoo ist anders – und doch gibt es verschiedene Tattoo-Stile, in die sich die Körperkunst zusammenfassen lässt. Nun ja – zumindest im Ansatz. Denn Tattoos sind Kunst und Kunst sprengt Grenzen.
Die Grenzen zwischen den Tattoo-Stilen verschwimmen bisweilen. Trotzdem: Schau dir an, was alles möglich ist und lass dich inspirieren! Wir stellen die bekanntesten Tattoo-Stile vor, sodass du dir einen Überblick verschaffen kannst. Und nicht vergessen: Tattoowierer und Tattoowiererinnen sind Künstler und Künstlerinnen. Jeder Artist hat einen eigenen Stil!
Einzelne Linien bis hin zu feinen Liniengeflechten: Fineline Tattoos und Single Line Tattoos
Hier fassen wir zwei Tattoostile ein wenig zusammen. Fineline Tattoos bestehen aus feinen Linien und wirken in ihrer filigranen Ausarbeitung alles andere als simpel. Die Künstlerinnen und Künstler wählen dafür kleine Motive aus, die sie mit unzähligen Details versehen. Fineline Tattoos können eigentlich nur Artists wirklich sauber stechen, die eine Menge Erfahrung haben.
Das liegt an der Art, wie die Linien unter die Haut gestochen werden. Deine Haut besteht aus verschiedenen Schichten. Die Nadel bringt die Tinte zwischen zwei Hautschichten. Ist das zu oberflächlich, verblasst das Tattoo schnell und verschwindet vielleicht sogar teilweise. Denn Deine Haut erneuert sich ständig. Wird zu tief gestochen, verlaufen die Farben, der Körper transportiert die Pigmente teilweise ab. Beim Fineline Tattoo muss deshalb wirklich jeder einzelne Nadelstich an genau der richtigen Stelle sitzen. Und das ist gar nicht so einfach.
Single Line Tattoos werden manchmal als eigener Tattoostil gehandelt, manchmal als Unterart des Fineline Tattoos. Hier kreieren die Künstler und Künstlerinnen das ganze Motiv aus einer einzigen, durchgezogenen Linie, die sich immer wider mit sich selbst verschlingt, kreuzt und so ein komplexes Motiv schafft.
Mandala Tattoos: Runde Sache!
Rund, symmetrisch angeordnet und irgendwie in sich geschlossen: Mandalas strahlen Ruhe und Harmonie aus. Das Wort „Mandala“ kommt aus der Sprache Sanskrit und heißt „Kreis“. Die kunstvoll aufgebauten Bilder werden seit vielen Tausend Jahren genutzt. Alte Kirchenfenster oder Felsenzeichnungen in Südamerika – wir finden Mandalas in fast allen Kulturen und Religionen.
Symmetrie, geometrische Formen und Farben entfalten beim Betrachten eine psychologische Wirkung. Dazu kommt häufig Zahlensymbolik. Beliebte Motive sind Blumen, vor allem der Lotus als ein Symbol der Treue und Reinheit.
Lettering und Schriftzüge tätowieren
Die tätowierten Wörter, Schriftzüge, Daten oder Zahlencodes bezeichnen wir als Tattoo Letterings. Wie genau der Schriftzug verläuft, hängt von der Körperstelle ab, an der das Tattoo erscheint. Schriftart und Schriftverlauf werden der Körperstelle also individuell angepasst. Wichtig ist, dass Du dem Künstler oder der Künstlerin wirklich vertraust. Denn die Schriftart wird mit Blick auf die Dreidimensionalität Deines Körpers ausgewählt. Die Schriftarten, die Du aus Büchern und aus dem Internet kennst, sind für zweidimensionale Trägermedien entworfen und wirken auf dem menschlichen Körper nicht.
Tattoos mit Schriftzügen, Worten und ganzen Sätzen erfreuen sich heutzutage großer Beliebtheit. Jedoch gibt es deutliche Unterschiede in der Umsetzung von Lettering unter der Haut. Ein wirklich einzigartiges Tattoo entsteht, wenn der Tätowierer eure Beweggründe versteht und verinnerlicht hat und frei Hand die Linien setzt. Im Beratungsgespräch entwickelt ihr gemeinsam eine Vision. Eine Idee entsteht, die dann mithilfe der Tätowiermaschine und der Nadel auf eure Haut gebracht wird. Vertrauen und ein tiefgreifendes Verständnis sind dabei von größter Bedeutung. Daher nehmt euch die Zeit, die wir euch zur Verfügung stellen, und besprecht mit eurem ausgewählten Künstler jedes einzelne Detail eingehend.
Dotwork: Optische Täuschung erzeugt Tiefe
Dotwork bedeutet „Punkt-Arbeit“. Dein Tattoo wird aus einer Vielzahl winziger Punkte zusammengesetzt. Das siehst du aber nur aus der Nähe. Aus der Distanz wirken die Farbflächen total realistisch, Schattierungen inklusive. Farbflächen? Ist Dotwork nicht Black and Grey?
Dotwork beschreibt den Zeichenstil, in dem das Tattoo gearbeitet ist. Das kann Black and Grey sein, kann aber auch farbig daherkommen. Geometric, Mandalas, Ornamente, alles ist möglich. Für feinste Arbeiten legen Dotwork-Artists ihre Maschine zur Seite und arbeiten von Hand. Das ist eine echte Kunst!
Realistic Black and Grey – stilvoll!
Atemberaubende Tiefenschärfe, detailliert ausgearbeitete Schattierungen und das Flair einer kunstvollen Schwarz-Weiß-Fotografie – das ist der Stil Realistic Black and Grey.
Die Motive müssen keine realen Gegenstände oder Fotografien zeigen. Erlaubt ist, was gefällt – von deinen Helden aus Kino, Serien und Games über dein Haustier, Familienmitglieder (Stichwort Porträt) bis hin zu eigens für dich entwickelte Motive.
Ihren Ursprung haben die Black and Grey Tattoos der Legende nach in amerikanischen Gefängnissen. Aus den einfachen Symbolen entwickelte sich der heute bekannte Realismus.
Farbtattoos: Realismus
Jetzt wird’s bunt! Farbtattoos sind der ultimative Hingucker. Das ist kein eigener Tattoo-Stil, sondern einfach eine Art, Wirkung zu erzeugen. Farbtattoos können alles sein, von Realismus über Anime bis Mandala und Dotwork. Eine Unterform sind Farbtattoos, die mit ein bis zwei Farben auskommen, monochrom wirken.
Traditionelle Tattoo-Stile arbeiten oft mit Blau, Grün, Rot und vielleicht noch Gelb. Heute sind Farbtattoos vollfarbig, da ist bis hin zu Pink, Türkis, Violett, Orange und sogar Weiß alles dabei. Auch hier gilt: Erlaubt ist, was gefällt.
Klein, aber fein: Mikro Realismus
Größer ist besser? Mag sein – aber nicht in Sachen Tattoo! Mikro Realismus ist ein Stil, der die kleinen Details und feinste Arbeit feiert. Absolut realistisch gestaltet und bis in die feinsten Details nuanciert, wirken die kleinformatigen Kunstwerke erstaunlich lebensecht.
Bezüglich der Motive gibt es keine Einschränkung. Mikro Realismus bedeutet lediglich, dass dein Tattoo dank neuester Technologien extrem fein und realistisch wirkt. Wichtig ist, dass du dir dein Tattoo von erfahrenen Künstlern oder Künstlerinnen stechen lässt. Mikro Realismus erfordert Geschick und Erfahrung.
Anime geht unter die Haut!
Als Anime kennen wir japanische Trickfilme. Der Zeichenstil fällt mit klaren, kräftigen Linien, leuchtenden Farben und ausdrucksstarken Gesichtern auf und ist das wohl erfolgreichste Exportprodukt Japans! Die emotionsgeladenen Darstellungen von Helden, Tieren, Schurken und ganzen Universen gehen unter die Haut – als Tattoo im Wortsinn.
Ganz egal, ob du Fan von Manga, Anime oder einfach nur gepflegter Zeichenkunst bist: Erfahrene Künstler und -Künstlerinnen übertragen die Porträts deiner Lieben in diesen Stil oder stechen dir einen beliebigen Charakter aus Anime, Manga oder Games.
Whip Shading: Technik für Volumen
Whip Shading ist eine besondere Technik, um deinem Tattoo-Motiv Tiefe und Volumen zu geben. Anders als bei Dotwork oder Graphic fällt die Technik nicht auf. Dein Tattoo kann wirken, ohne dass die Arbeitstechnik des Künstlers/der Künstlerin sichtbar wird.
Tiefe, Volumen und Textur wird erzeugt, indem die Farben als Verlauf von Hell nach Dunkel angelegt werden. Beim Whip Shading besteht die Kunst darin, die Farbe in genau der richtigen Konzentration unter die Haut zu bringen. Die schwingende Handbewegung beim Tätowieren heißt englisch „to whip“.