Tattoos faszinieren Menschen schon seit Jahrhunderten. Die Farbe unter der Haut ist mit Mysterien verbunden. Aber was passiert da eigentlich beim Tätowieren? Was ist an tätowierter Haut anders?
Wir haben uns schlau gemacht, was es mit der speziellen Farbe für Tätowierungen, mit der Haut und dem Verhältnis der beiden zueinander auf sich hat. Hautforscher wissen ziemlich genau, warum die Farbe in der Haut bleibt und wie ein Tattoo die Haut verändert. Und natürlich wissen sie auch, welche Pflege tätowierte Haut braucht. Wir wissen es jetzt auch.
Farbe plus Haut gleich Tattoo. Was passiert da?
Tätowieren bedeutet, dass mit Nadeln unterschiedlicher Stärke eine spezielle Tinte unter die Haut gestochen wird. Die Tattoo-Nadeln können ganz verschiedene Formen haben, die Farbe kann Rot, Schwarz, Blau oder Grün sein. Aber immer landet sie bis zu zwei Millimeter tief in der Haut. Sie geht bis in die Lederhaut (Dermis), die unter der obersten Hautschicht (Epidermis) liegt. Die Dermis kann die Farbpigmente nämlich lange speichern.
Die Pigmente, die beim Tätowieren in der Epidermis landen, verlierst du wieder. Die Epidermis erneuert sich ständig. Nach etwa drei bis vier Wochen sind diese oberflächlichen Farben wieder verschwunden. Das bezeichnet man als Fading, es ist ein natürlicher Prozess. Ein bisschen Farbe landet immer in der Epidermis, das ist normal. Es hat mit dem Können des Tattoo-Künstlers oder der Tattoo-Künstlerin nichts zu tun.
Wir halten also fest: Tätowierer und Tätowiererinnen bringen mit speziellen Nadeln Tattoo-Farbe in die Dermis, wo sie langfristig festgehalten wird.
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Woraus besteht die Tattoo-Farbe?
Indigene Kulturen tätowieren mit einer Mischung aus Asche, Kohle und Fetten. Sie stechen die Farbe mit einer Nadel aus Bambus oder Knochensplittern unter die Haut. Das ist in Europa undenkbar, hier unterliegen Tattoo-Farben strengen Reglementierungen. Tattoo-Farben bestehen aus festen, kleinen Pigmenten. Diese Partikel sind so klein, dass wir sie gar nicht erkennen können. Nur unter starker Vergrößerung offenbart die Farbe, dass sie aus flüssigen, festen Teilen besteht. Die Pigmentpartikel sind es, die dem Tattoo die Farbe geben. Die Flüssigkeit, die sie zusammenhält, besteht aus Lösungs- und Konservierungsmitteln und hat mit der Farbe deines Tattoos erst einmal nichts zu tun.
Du bist Allergiker oder Allergikerin? Dann solltest du auf die Inhaltsstoffe der Tattoo-Farbe achten. Denn einige der Inhaltsstoffe können allergische Reaktionen auslösen. Frag einfach den Tattoo-Künstler oder die -Künstlerin, welche Farben sie verwenden. Du solltest dir auch ein Foto von den Inhaltsstoffen der Farben geben lassen. Die Farben können grundsätzlich über einen Badgecode, also über die Produktionsnummer des Herstellers, zurückverfolgt werden.
Wir können also gar nicht kategorisch sagen, woraus Tattoo-Farben bestehen. Die genauen Inhaltsstoffe und ihr Verhältnis zueinander variieren je nach Hersteller und Artikel.
Wie verhält sich die Tattoo-Farbe nach dem Stechen?
Dein Tattoo ist noch frisch, du trägst ein Pflaster darüber. Schau dir das Pflaster genau an: Es ist bunt, oder? Ein Teil der Tattoo-Farbe, wird nach dem Stechen von der Wundflüssigkeit nach draußen befördert. Das ist die Farbe, die du im Pflaster siehst. Die Kruste, die sich auf der tätowierten Haut bildet, kann ebenfalls farbig sein. Bitte nicht in Panik ausbrechen – das ist alles ganz normal. Tattoo-Künstler und -Künstlerinnen wissen das und stechen dein Tattoo unter Berücksichtigung dieser Farbverluste.
Aber warum transportiert der Körper die Farbe einfach raus? Eigentlich soll die doch in der Haut bleiben! Die Tattoo-Farbe ist für deinen Körper erst einmal ein Fremdkörper. Und Fremdkörper haben in Wunden nichts zu suchen. Deshalb bemüht sich dein Körper, so viel wie möglich von der Farbe zu entfernen oder abzubauen. Ein ziemlich großer Teil der Tattoo-Farbe wird während der Wundheilung schon in das lymphatische System transportiert. Vor allem kleine Partikel (die Pigmente) und lösliche Teile der Farbe landen da. Nur die Teile der Tattoo-Farbe, die zu groß sind und nicht transportiert werden können, bleiben in der Dermis. Das ist die Farbe, die dein Tattoo bildet.
Exkurs Haut: Epidermis, Dermis und Subcutis
In der Oberhaut oder Epidermis landet zwar beim Tätowieren auch etwas Farbe. Aber die Epidermis erneuert sich alle drei bis vier Wochen. Deshalb geht Farbe, die in der Epidermis liegt, schnell verloren. Die Hautzellen entstehen ständig neu durch Zellteilung in der sogenannten Basalzellschicht. Das ist die Grenze zwischen Epidermis und Dermis.
Unter der Epidermis liegt die Lederhaut oder Dermis. In dieser Hautschicht befindet sich ein System an Kollagenen, Proteoglykanen und anderen Fasern, die die Haut reißfest und elastisch machen. Dieses feste Netzwerk stützt die Dermis. Weil diese Hautschicht so fest ist, lagert sie die größeren Pigmente aus der Tattoo-Farbe zuverlässig ein. Aber die Dermis ist auch stark durchblutet und von Lymphgefäßen durchzogen. Und in der Dermis sitzen auch die Abwehrzellen, die bei der Wundheilung nach dem Stechen des Tattoos helfen.
Unter der Dermis befindet sich die Subcutis. Die Unterhaut besteht in erster Linie aus Fettzellen und Bindegewebe, sie kommt mit der Tattoo-Farbe in der Regel nicht in Berührung. Nun stellt sich die Frage: Wie viel Pigmente bleiben nach dem Abheilen der Tätowierung überhaupt in der Haut? Das ist individuell verschieden. Die ursprünglich eingebrachte Farbe kann bis zu 80 Prozent abgebaut und ausgetragen werden. Das passiert, weil beim Heilen der Wunde über die Flüssigkeit ein Teil ausgewaschen wird und weil das Lymphsystem einen Teil der Pigmente abtransportiert. Aber auch UV-Strahlen zerstören einen Teil der Farbpigmente. Mit der abgeschlossenen Heilung hat das Tattoo also bisher nicht seine endgültige Farbigkeit erreicht.
Farbwahrnehmung und Tattoos
Warum sehen Tattoo-Farben in der Flasche anders aus als auf tätowierter Haut? Es kommt auf das Licht an. Fällt das Licht direkt auf die Farben, leuchten sie sehr brillant und wirken manchmal auch eher schwach. Bei tätowierter Haut wird das Licht aber durch die Haut gefiltert. Das Licht dringt nur zum Teil in die Haut ein. Denn deine Haut ist pigmentiert und filtert das Licht. Das passiert, um deinen Körper zu schützen – unter anderem vor der schädlichen UV-Strahlung.
Die Pigmente der Tätowierung filtern das Licht ebenfalls. Wird das Licht im gesamten Spektralbereich absorbiert, sieht das Tattoo schwarz aus. Filtern die Pigmente nur einen Teil des sichtbaren Lichts, dann entsteht der Eindruck von Farbigkeit. Das Blau sein, kann aber auch über Gelb bis zu Grün und Rot jede andere Farbe sein. Tattoo-Pflegeprodukte sorgen dafür, dass die Brillanz der Farben lange erhalten bleibt.
Tätowierte Haut ist veränderte Haut
Es gibt bis heute nur sehr wenige wissenschaftliche Studien darüber, wie sich tätowierte Haut verändert. Wir wissen aber sicher, dass tätowierte Haut anders ist als „jungfräuliche“ Haut. Berichte liegen durchaus vor: Tätowierte berichten von einer stärkeren Empfindlichkeit, einer höheren Sensibilität gegenüber Licht und Sonnenschein. Tätowierte Haut neigt eher zu Juckreiz, ist also leichter reizbar.
Vielleicht hast du mal gehört, dass tätowierte Haut nicht mehr schwitzen kann. Das ist Unfug. Die Schweißdrüsen sitzen zwar, wie die Pigmente, in der Dermis. Aber die Pigmente verstopfen die Schweißdrüsen nicht. Großflächige, dunkle Tätowierungen heizen sich in der Sonne stark auf. Deshalb solltest du deine tätowierte Haut mit Pflegeprodukten und einem UV-Schutz (LSF 50+) schützen.
Temporäre und permanente Tattoos
Airbrush- und Henna-Tattoos sind nicht permanent, die Farbe sitzt auf der Haut. Weil sich die Zellen der Epidermis alle drei bis vier Wochen erneuern, verschwinden temporäre Tattoos so schnell wieder. Ganz besonders schnell geht das an den Händen: Durch das häufige Waschen, Abtrocknen und den Kontakt mit allem Möglichen erneuert sich die äußere Hautschicht hier besonders schnell.
Der Unterschied zwischen temporären und permanenten Tattoos liegt also in der verwendeten Farbe und darin, wo sich die Farbe befindet. Denn bei permanenten Tattoos wird die Farbe bis in die Dermis, also die Lederhaut unter der Epidermis, gestochen. Die Dermis erneuert sich nicht, die Farbpigmente bleiben da.